Wie der Name schon sagt, gibt eine Lungenfunktionsuntersuchung direkt Information über die Funktionsfähigkeit der Lunge. Die Leistungsfähigkeit der Lunge und damit die Lungenfunktionswerte sind zwischen 20 und 30 Jahren am höchsten und nehmen dann langsam ab, wobei die Lunge soviele Reserven hat, dass sie auch im Alter beim Gesunden nie die körperliche Leistungsfähigkeit begrenzt. Das Rauchen beschleunigt diesen Abbau extrem, so dass Raucher oft schon ab 40 oder spätestens 50 Jahren schwer eingeschränkt sind.
Bei der einfachsten Lungenfunktionsuntersuchung, die nicht mehr als einen Messkopf und einen Computer zur Auswertung benötigt und die deshalb in vielen Arztpraxen vorhanden ist, wird die Gesamtmenge der Luft gemessen, die aus der Lunge ausgeatmet werden kann. Diesen Wert nennt man Vitalkapazität (abgekürzt VC oder VK). Danach wird in einem Manöver die Luft so schnell wie möglich ausgeatmet, gemessen wird die Menge an Luft, die in der ersten Sekunde ausgeatmet werden kann. Diesen Wert nennt man Sekundenkapazität, abgekürzt FEV1, was für forciertes (also mit Anstrengung durchgeführtes) expiratorisches (beim Ausatmen) Volumen in 1 Sekunde steht. Wenn die Vitalkapazität bei diesem Atemmanöver gemessen wird, nennt man sie FVC oder FVK (das F steht wieder für forciert), wobei sich der Wert von der langsam ohne verstärkte Anstrengung gemessenen Vitalkapazität nur minimal unterscheidet. Das dritte Ergebnis dieser einfachen Lungenfunktion, die man auch Spirometrie nennt, ist eine graphische Darstellung der Atmung, wobei hier besonders der Luftfluss beim Ausatmen wichtig ist. Die Bronchien liegen ja in der Lunge und werden deshalb beim Ausatmen mit der ganzen Lunge kleiner, so dass der mögliche Luftfluss am Anfang der Ausatmung sehr groß ist und zum Ende hin kontinuierlich abnimmt, bis nicht weiter ausgeatmet werden kann (siehe Abb. 1). Ist diese Kurve nach unten eingedellt“, deutet das auf ein Problem mit zu engen Bronchien hin, wie es beim Asthma bronchiale oder bei der chronischen Bronchitis insbesondere der Raucher auftreten kann (siehe Abb. 2).
Die gleiche Aussage trifft die Sekundenkapazität, da bei engen Bronchien natürlich auch in der ersten Sekunde weniger ausgeatmet werden kann. Die Sekundenkapazität ist damit der wichtigste Lungenfunktionswert bei den oben genannten Erkrankungen, die mit engen Bronchien einhergehen können. Die Vitalkapazität hingegen spielt eine größere Rolle bei allen Erkrankungen, bei denen die Lunge schrumpft, z.B. den sogenannten Lungenfibrosen oder interstitiellen Lungenerkrankungen. Die Sekundenkapazität bleibt hier normal, da die Bronchien nicht mitschrumpfen.
Sind alle diese drei Werte, Vitalkapazität, Sekundenkapazität und Ausatemkurve, normal, ist die Lunge aller Wahrscheinlichkeit nach gesund und leistungsfähig, Gründe für Luftnot oder mangelnde Belastbarkeit müssen dann in aller Regel woanders, z.B. am Herz oder an der Muskulatur gesucht werden. Bestehen noch Zweifel, kann als nächster Schritt eine Bodyplethysmographie durchgeführt werden. Hier wird die Messung in einer geschlossenen Glaskabine durchgeführt, so dass zusätzlich zur Spirometrie die Gesamtgröße der Lunge gemessen werden kann, einschließlich der Luftmenge, die auch beim völligen Ausatmen in der Lunge verbleibt (Residualvolumen, abgekürzt RV). So kann man leicht feststellen, ob die Lunge groß und z.B. durch enge Bronchien überbläht ist oder insgesamt klein wie bei der Lungenfibrose. Zusätzlich kann bei der Bodyplethysmographie noch der Atemwegswiderstand gemessen werden, so dass ein weiterer Messwert erhoben wird, der auf enge Bronchien hinweist. Für die Gasaustauschfähigkeit der Lunge wird noch ein weiteres Verfahren angewendet, die Diffusionskapazität. Bodyplethysmographen und Diffusionsmessgeräte stehen meistens bei Lungenfachärzten oder in spezialisierten Kliniken.
Wichtig bei allen Lungenfunktionswerten ist der Vergleich mit dem Sollwert; normal ist jeder Wert zwischen 80 und 120 % des Solls. Es wäre wünschenswert, dass jeder Gesunde seine Lungenfunktionswerte kennt, da sonst im Krankheitsfall oft nicht klar ist, ob ein Wert von 85 % noch normal ist oder bei jemandem, der eine sehr große Lunge mit Werten von 120 % des Solls als Gesunder hatte, bereits eine Einschränkung darstellt. Auch für Raucher ist eine Lungenfunktionskontrolle sehr wichtig, weil durch die hohen Reserven der Lungenfunktion eine Einschränkung oft erst auffällt, wenn sie die Belastbarkeit so vermindert, dass alltägliche Belastungen wie Treppensteigen nicht mehr toleriert werden.
Dr. Mack, Innere Medizin V, Universitätskliniken Homburg/Saar